grüße aus kambodscha

Die ersten beiden Abende habe ich leider im Arbeitstrubel verpasst. Gestern dann noch ein Ticket für “Peov Chouk Sor” ergattert, einen der drei kambodschanischen Filme aus den 60er und 70ern, die hier die in Krieg und Pol-Pot-Regime untergegangene klassische kambodschanische Kino vertreten. Sechs Filme allein sind aus der reichhaltigen Filmkultur übriggeblieben, mangels Geld zum Kopienziehen sind sie nur in den von den Regisseuren geretteten und über die Zeit gebrachten Originalkopien erhalten. Drei ganz unterschiedliiche davon wurden in Berlin nur im Arsenal gezeigt.

“Peov Chouk Sor” (1967 von Tea Lim Koun realisiert) ist ein Märchen in jeglicher Hinsicht. Von der Fabel her, die eine zur Erde herabgestiegene Himmelstochter in ein weißes Kaninchen mit Zaubestein verwandelt und dann ins Unglück stürzt. Vom Setting im Märchenwald mit verwunschenen Bächen und Brücken. Zauberhaft auch Farbdramaturgie und Lichtgestaltung. Und die für unsere Ohren noch recht unbekannte Sprache hat trotz der typischen Knacklaute einen weichen melodiösen Klang, der dem männlichen Helden (einem verarmten Bauern) eine sanfte unmännliche Anmutung gibt. Ein neues Filmuniversum gibt es also zu entdecken, das Vergnügen dabei ist enorm. Und das Bedauern, die beiden ersten Filme verpasst zu haben, hat sich etwas gemildert, seit ich erfahren haben, dass es auf der nächsten Viennale ein Wiedersehen geben wird. Im Arsenal waren übrigens auch Regisseur und Hauptdarstellerin zu Gast.

Ein Wort doch noch mal zum Festivalörtlichkeiten. Nach einer Woche nervt es doch gewaltig, dass es an den Kinos nirgends einen Ort gibt, wo man sich mal in Ruhe hinsetzen und die Zeit überbrücken kann. Das Cafe im ersten Stock Cinemax ist einfach viel zu klein und abends durch die Elstermann-Show blockiert, unten ist es ebenfall zu klein, die Atmosphäre laut und ungemütlich. Was auch fehlt (komisch, Kosslick ist doch für seine Geselligkeit berühmt) ist ein zentraler Ort, um abends im Festivalrahmen noch ein paar Leute treffen zu können, wie ich es von Festivals wie Leipzig, Rotterdam oder der Viennale kenne.

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