Wenn man sich so anschaut, was die Kollegen so denken, wundert man sich doch. Ist unser Ktitikergewerbe eigentlich völlig unseriös oder gibt es noch Kriterien, nach denen sich bestimmen läßt, ob ein Film gelungen ist oder nicht? Die Frage, was will ein Regisseur und welche Mittel setzt er ein, um sein Ziel zu erreichen. Welche Position vertritt der Film und wie leicht macht er es sich. Ein Festival wie die Berlinale bietet die seltene Möglichkeit zum Vergleich, aber auch zu Diskussionen. Dabei kann ich gut nachvollziehen, wenn man Promised Land zum Beispiel dafür kritisiert, dass hier mehr behauptet als belegt wird, und dass der Film bei richtiger politischer Position eben doch nur ein gefühlsduseliges Ende findet. Mir hat er trotzdem gefallen, vielleicht weil ich vom unterhaltenden Hollywood-Mainstream eben einfach nicht mehr erwarte. Ganz anders hingegen ging es mir mit Bruno Dumonts Camille Claudel 1915. Irgendwann konnte ich das verheulte Gesicht von Juliette Binoche nicht mehr sehen. Die theologisch verquasten Halbmonologe waren derart unerträglich, dass auch die formale Strenge, mit der Dumont arbeitet, nicht mehr überzeugen konnte. Wenn dann Kollegen in ihrer Wertung die höchste Punktzahl vergeben zweifele ich an meinem individuellen Gefühl. Vielleicht will ich mir diese Art von Quälkino einfach nicht mehr gefallen lassen. Bei Bille Augusts überbordendem Revolutionskitsch bin ich viel großzügiger. Dabei ist Nachtzug nach Lissabon sicher nicht der bessere Film.
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Wir haben es schon schwer.
So ist das eben. Am Ende zählt das eigene, ganz subjektive Empfinden. Da kann man noch so viele objektive Kriterien, Argumente und Positionen diskutieren – die Filmrezeption bleibt immer subjektiv. Wie beim Essen – da wird auch gerne die handwerkliche Präzision oder die optische Brillanz eines Gerichts gelobt, wenn’s mir aber nicht schmeckt, schmeckt’s mir nicht.