chaos und andere katastrophen

Jetzt ist das Festival schon an seinem dritten Tag und schon gibt es schweren Verzug mit der Bloggerei! Denn der Start in die 64. Berlinale war für die Berichterstatterin holprig. Erstmal musste in mühseliger Klein- und Heimarbeitneben der üblichen Routine ein dicker 150- Zeilentext für den Tagesspiegel verfertigt werden. Dann verabschiedeten sich Teile der Technik heimtückischen in den unangemeldeten Vorruhestand. Und zusätzlich ging gleich am ersten Tag die Karte für die Berlinale-Akkreditierung verloren. Das kostet Zeit – und war kein kleiner Schock, denn eine Ersatzkarte kostet fette fünfzig Mäuse, die vermutlich keine Redaktion der Welt zurückerstatten wird und im Verhältnis zu den Honoraren einer “freien” Zeilenschreiberin schwer wiegen. Zwei Tage und eine Nacht Bangen also. Doch dann die Erlösung. Denn ein netter achtjähriger Junge hatte nicht nur die Karte gefunden sondern auch noch nette Dame, die das Stück dann am Potsdamer Platz vorbeibrachte. Danke, Kasimir auch an dieser Stelle! Zur Belohnung gibt es dann eine Kinder-Spezialführung hinter die Kulissen des journalistischen Festivaltreibens am Potsdamer Platz.

Das scheint dieses Jahr noch hektischer, wuseliger und auch voller als sonst, auch wenn laut verlässlicher Quelle die Zahl der Akkreditierungen niedriger sein soll als in den letzten Jahren. Und von den präsenten Kollegen gaben viele schon zu Beginn des Festivals als Grundgestimmtheit eher Erschöpfung und Unlust als Begeisterung an. Aber das mag Zufall sein – und ist vermutlich völlig konträr zur Wahrnehmung des nicht-professionellen Publikums, das in ebenfalls zunehmender Dichte den Zugang zum Pressezentrum im Hyatt verstellt und heute kurz nach sechs mit weithin hörbarem exzessivem Gejohle auf sich aufmerksam machte. Da hat vermutlich gerade George Clooney den roten Teppich betreten, während ich mich schon auf dem Rückweg zu S-Bahn und heimischen Schreibtisch befand.

Typische Ungleichzeitigkeiten. Und bisher mal wieder – wie so oft – noch gar nicht richtig beim Festival angekommen. Auch das extra zur mobilen Festival-Berichterstattung angeschaffte Tablet musste sich bisher ebenso wenig bewähren wie die höchst lobenswerte (und längst fällige!) Ergänzung des Kulinarischen Kinos durch eine praktische Verpflegungsgalternative zu McDonalds und Konsorten am Potsdamer Platz, auch wenn das Etikett “Street Food” vielleicht etwas aufgeblasen kllingt. Bald aber erste Testberichte. Bedauerlich für uns Journalisten allerdings, dass das neue Angebot zum Online-Zugang im Pressebereichs des Hyatt-Hotels nur für die obere Etage mit fast gar keinen angemessen bequemen Sitzangeboten gilt und man unten im Foyer (mit schon deutlich schwerfälligem Internetzugang) wegen mangelndem Konsums der überteuren Getränke verscheucht wird . Selbst viel kleinere Festivals schaffen es da, zumindest für professionelle Besucher auch professionell komfortable Bedingungen anzubieten.

Ein kurzer Filmtipp für Minimalisten noch aus dem Schatz des vorab gesehenen: “Al doilea joc” ist ein Film, der so nur einmal gemacht werden kann, doch rundum überzeugt. Ein Fußballspiel aus dem Rumänien von 1988 im verpixelten Schneegriesel. Im Audio kommentieren der Filmemacher Corneliu Porumboiu (das ist der von “12:08 East of Budapest”) und sein Vater, der damals das Spiel zwischen den rumänische Spitzenmannschaften Dinamo und Steaua angepfiffen hat. Das ist alles. ein Genuß!

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