Seit einigen Tagen lese ich „Monuments Men“ von Robert Edsel, das die Vorlage des nächsten George-Clooney-Films ist. Der macht rasche Fortschritte, wie es scheint. Erst vor wenigen Monaten wurde er angekündigt, kurz darauf fand schon die Schauplatzsuche statt, unter anderem in Goslar, das sich sehr eignet für Dreharbeiten zu einem Historienfilm. Offenbar wird schon in Babelsberg gedreht – bei der Pressevorführung eines Wettbewerbsbeitrags konnte man vor einigen Tagen einen der Hauptdarsteller, Willem Dafoe, ein paar Reihen hinter der Jury sitzen sehen. Bei diesem Tempo könnte der Film vielleicht bis zur 64. Berlinale fertig sein. Ich bin gespannt.
Edsels Buch handelt von einer kleinen Einheit der Alliierten, die nach der Invasion in Sizilien und später in der Normandie historische Bauten und andere Kulturgüter Europas retten soll. Nach dem Krieg besteht ihre Mission darin, Kunstwerke aufzuspüren, die auf Geheiß Hitlers und Görings geraubt wurden. 1951 wird die Einheit aufgelöst. Sie besteht aus untypischen Kriegsfilmhelden: Kunsthistorikern, Kuratoren, bildenden Künstlern, Architekten. Sie kämpfen an vielen Fronten. Ihr Auftrag wird nicht erst genommen, es gibt nicht genug Leute, Material und Geld; im Zweifelsfalle hat die Sicherheit alliierter Soldaten Vorrang vor der Bewahrung des Kulturerbes. Während der Bombardierung der Abtei von Monte Cassino erlebt die Truppe die erste von vielen Niederlagen.
Die Frage, was von dieser Berlinale Bewahrenswertes bleiben wird, ist müßig. Wird sich zeigen. Welche Bilder mir in Erinnerung bleiben werden? Die Liste ist länger, als es mir in den ersten Tagen erschien. Eines jedoch, aus einem Film, den ich vorher bei einer Pressevorführung des Panoramas sah, wurde seither von keinem anderen verdrängt oder überschrieben: die Einstellung des Gangs voller trockenender Regenschirmen aus Nicolas Philiberts „La Maison de la radio“. Die Beharrlichkeit, mit der sie sich mir ins Gedächtnis ruft, ist mir ein Rätsel. Gewiss, sie strahlt Harmonie und Ruhe aus. Vielleicht rührt sie eine ähnliche Saite an wie das Bild der wackeren, kleinen Schildkröte aus „Être et avoir“? Ein Emblem der Geborgenheit? Sie spielt keine große Rolle im Film, dauert nur wenige Sekunden. Ihre wesentliche Legitimation ist atmosphärisch und rhythmisch. Womöglich liebe ich an ihr ja, dass sie keine Verantwortung tragen muss außer der der Schönheit.