Dass man bei der Eisernen Lady weinen kann, ist mir rätselhaft und spricht wohl für ein großes Herz. Ich fand’s eigentlich nur abstrus fast schrill dilettantisch (oder war das gewollt?) und habe es schon in den gehirneigenen Papierkorb entsorgt. Dafür Nachdenken über die eigene Arbeit: Habe ich „Summit„ vielleicht für den Tagesspiegel zu freundlich besprochen? Resultat mehrerer Gespräche in den letzten Tagen über den und den Karmakar. Und damit Neujustierung der eigenen Wahrnehmung. Es stimmt ja, die reißerische grelle Aufmachung von „Summit“ ist genau die Art von angeblichem ‘Dokumentarfilm’ nach US-amerikanischer Schule, die ich am meisten verabscheue: suggestive Überwältigungsmusik, clipartig geschnittene Archivmaterialien, und dazwischen die üblichen Interviews. Oft habe ich darüber schon geschimpft und gemeckert, es vorgestern beim Schreiben der Tagesspiegel-Zeilen aber bei einer kurzen abfälligen Bemerkung belassen, wohl auch wegen der Wucht des Stoffes: Das Konglomerat aus Machismo und staatlichem Machtkalkül bei den dort dokumentierten Übergriffen der italienischen Polizei vor zehn Jahren in Genua ist so unerträglich, dass es mir auch nach zehn Jahren noch wichtig erschien, dass möglichst viele davon erfahren. Andererseits wird außer auf Festivals wohl kaum jemand den Film sehen, der nicht vorher schon von der Geschichte weiß. Vielleicht hätte ich doch strenger mit dem Film umgehen sollen, immerhin sind solche Docs ein Panorama-typisches Problem. Interessant auf jeden Fall, wie sich beim Brüten allein am Schreibtisch manchmal die Maßstäbe verselbständigen und verzerren und erst das Gespräch mit anderen die Sache relativiert.
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