“Wie viele Personen sind Sie”, wurde ein ob dieser Frage etwas irritierter Kollege heute von anderen Zuschauern im Cinemax gefragt. Gemeint war: Für wie viele wollen sie Plätze blockieren. Das passt, denn während es selbstverständlich immer schon üblich war, einen Sitzplatz für einen oder zwei später kommende Freunde freizuhalten, sind gerade jetzt am beginnenden Wochenende viele Großgruppen unterwegs, die ganze Blöcke okkupieren. Gestern, bei Katharina Peters’ “Man for a Day” besetzten gleich zwei Dutzend unterbekleidete und überparfümierte österreichische Mädels die ganze Reihe neben mir. Was die wohl mit dem Film zu tun hatten, in dem es um die – sehr befreiende – Aneignung punktueller Männlichkeiten durch Frauen geht? Ich revanchierte mich geistesgegenwärtig, indem ich zwei Plätze neben mir für verspätet eintreffende Bekannte reklamierte. Irgendwie muss man den in nur zwei Berlinale-Tagen angesammelten Unwillen ja kompensieren. Denn Ärger gab es auch neben den Platzblockieren in Reihe: Heute früh hatte mich eine der Aufpasser-Tanten im Berlinale-Palast schon zurechtgewiesen, weil ich eine vorsichtig geschlossene Tür angeblich zu lautstark zugeknallt hatte. Wasser trinken darf man da drin ja auch nur heimlich, kann man dagegen nicht klagen? Vielleicht später: Erstmal haben wir – ein paar Kollegen – uns andere sinnvollere kinopolizeiliche Maßnahmen ausgedacht: Zum Beispiel, das Publikum nach Größenklassen zu sortieren: Die ganz kleinen kommen nach vorne in die ersten Ränge, hinten gibt es eine geschlossene Abteilung für Sitzriesen, selbstverständlich von Zerberussen bewacht. Doch solch ordnungspolitische Idylle bricht spätestens dann zusammen, wenn die extra ausgesuchte zierliche Asiatin in der dritten Reihe sich extra hoch reckt, um die Untertitel im Petzold-Film zu lesen.
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