Moderner Körper-Horror

Im Pressetext des PANORAMA Beitrages wird UPSTREAM COLOR als „rauschhaft rasanter Zombie Thriller“ bezeichnet. Wenn man Zombies altmodisch als fremdgesteuerte Wesen versteht, mag das stimmen. Doch der nach PRIMER (2004) zweite Spielfilm von Shane Carruth hat nichts mit lebenden Toten zu tun die hirnfressend durch die Gegend taumeln und sollte vielleicht eher als psychedelischer Körper-Horror-Film bezeichnet werden.

Seine Protagonistin Kris (Amy Seimetz) ist Opfer eines sehr merkwürdigen operativen Experiments geworden und läuft seitdem wie ferngesteuert durch ihr Leben. Durchaus schöne Erinnerungsbilder aus dem Körperinneren und von einem bizarren Körperflüssigkeitentransfer mit einem Schwein drängen sich in ihr Bewusstsein. Als sie plötzlich aus ihrer mentalen Gefangenschaft entlassen wird, lernt sie zufällig Jeff (gespielt von Regisseur/ Autor/ Filmmusiker/ Kameramann Shane Carruth) kennen, dem ähnlich Grauenhaftes widerfahren zu sein scheint.

"Upstream Color" -  wirklich schön!

“Upstream Color” – wirklich schön!

Der Film fühlt sich an wie ein neuer, moderner Film von David Cronenberg. Doch gerade die frühen Splatter-Werke (wie PARASITEN-MÖRDER) des Kanadiers, die sich hier als Beispiel anbieten und die immer wieder als „Body Horror“ definiert werden, wirken gegen Shane Carruths Film nahezu plump. Die albtraumhaft, assoziativ montierten Bilderströme von UPSTREAM COLOR lassen den Zuschauer benebelt mitfühlen, was es heißt als fremdbestimmter „Zombie“ durch das eigene Leben zu schweben und Dinge zu tun die man eigentlich nicht will. Hab ich so noch nicht gesehen/erlebt/durchlitten. Sehr beunruhigend. Und schön.

Jörg Buttgereit

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