Später Anfang, Antwort auf Harald und Swanberg-Hass

So endlich: Technische Probleme haben das Bloggerglück tagelang behindert. Es kann losgehen. Doch erstmal ein notwendiger Kommentar zu den Arbeits/bzw. Schreibbedingungen nach der bizarren Umdekoration des Cinemax-Gebäudes auf einen Pseudo-Loftlook, die den luftigen Lieblingsarbeitsplatz der Bloggerin auf der Treppe zwischen den Kinos 6 und 8 mit viel weißem Sperrholz aus einem luftigen Hochsitz mit Ausblick in eine Art abgeschottete Eisrinne verwandelt haben. Das ist zwar gut für die Konzentration, gibt aber ein Gefühl klaustrophobischer Isolation vom Festivalgeschehen. Alternativplätze werden gesucht!

Nach dem tagelangen Vorlauf gäbe es Unmengen nachzutragen. Erstmal aber vielleicht aus Aktualitätsgründen eine Quer-Referenz zum Kollegen Muehlbeyer. Viva Riva! fand auch ich spannend, einer von ganz wenigen afrikanischen Filmen im Ganzprogramm und eine enorme Erfrischung im allzu oft arg getragenen Ton der allzu vielen Beziehungskisten unter den Forums-Spielfilmen. Da ist man dankbar für jedes Fünkchen Humor – und davon hat Djo Tunda wa Muga eine Menge. Auch Dankbarkeit für die ironische Haltung zu männlicher Testosterongetriebenheit (sogar aus Männerhand – oder vielleicht besser Männerhirn selbst), auch eher eine Seltenheit im bisherigen Programm. Zum von der Bloggerin erstmal unreflektiert aber unwirsch registrierten inflationären Trend zu Sexszenen hoffentlich später mal mehr…

Heaven’s Story?: Da finde ich nun gerade die intuitive Kamera und das atmosphärische Setting großartig gelungen: Geschätzte zwei Stunden echtes Kinoglück, bevor die diversen Plotstränge sich dann nach einem verführerisch schönen und vielversprechenden Auftakt zunehmends verzetteln. Und gegen den nicht enden wollenden und brachial zusammenkonstruierten Todeskampf/krampf ist das Ende von Viva Riva! doch eine klare Nummer.
Aber das schönste in Heavens’ Story sind vielleicht die Schauplätze,, die Zeze Takahisa gefunden hat mit dichter Atmosphäre, Lichtstimmungen und Farben, für die allein sich der ganze Film schon lohnt: Darunter eine verlassene Minensiedlung im schneeigen Bergland, wuchtige Schiffskolosse im Nebel, eine Wohnsiedlung um eine kleine Schiffsanlegestelle. Fantastisch traumartige Orte wie aus dem kollektiven Unbewussten geboren – und dabei doch so klar, licht und und konkret, dass sie lebendig und autonom in neuen Träumen weiterleben werden.

Erstmal genug der Schwärmerei:
Ein Feindbild ist auch schon gefunden. Der Mann heißt Joe Swanberg und ist mit den beiden Filmen Silver Bullets und Art History im Forum vertreten. Wie die dahinkommen?. Klar, Swanberg hat einen großen Ruf, er gilt als ein Meister des angesagten sogenannten „mumble core“ und wird auf der Webseite des New Yorker von Richard Brody mit Ingmar Bergman verglichen (wäre vielleicht ein Anlass, anhand der Retro noch einmal über die Bergman-Rezeption zu reflektieren, wenn man die Zeit hätte). Doch beide Filme, noch deutlicher Silver Bullets, sind eigentlich nichts anderes als postpubertäre männliche Filmstudenten-Fantasien für andere Filmstudenten, die in der freudigen journalistischen Wahrnehmung gern konstatierte ‘schonungslose Ehrlichkeit’ und Selbstreflexivität der Filme ist nichts anderes als eine höher gestaffelte Ebene patriarchal-auktorialer Eitelkeiten. Wer die Aktualität von Lynn Hershman Leessons formal leider sehr konventionellen Panorama-Dokumentation „Women Art Revolution“ einem aktuellen Realitätstest unterziehen will, wird bei Swanberg vorschnell fündig.Dagegen hilft nur eins: Viva el Feminisimo!!!

Dieser Beitrag wurde unter Berlinale 2011 abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.