Nachtrag! Manchmal es ist so, dass man zu früh über etwas nachdenkt und dann kommt der Film, der alles verändert. Der kasachische Beitrag Harmony Lessons, der als kleine Überraschung den späten Wettbewerb noch einmal rumzureißen versuchte, hatte es auch mit Tieren. Und das nicht zu knapp. In wunderbaren Bildern erzählt der Film die Geschichte eines Mordes und das in drei Variationen. Zuerst ist es ein Schaf, es wird auf traditionelle Art geschlachtet, ein 13jähriger Junge schneidet ihm einfach die Kehle durch. Leise röchelnd verendet das Tier, eine Art des Schlachtens die hier verboten ist. Aber ist das Tier überhaupt gestorben? Eine Wunde haben wir nicht gesehen, auch kein direkt aus dem Tier austretendes Blut. Im nächsten Bild ist es dann schon nur noch ein gehäutetes Stück Fleisch, wie wir es in vielen Metzgerläden sehen können. Also, No harm done? Das zweite Tier, das vor der Kamera verendet ist eine Kakalake. Schon kaum unter irgendeinem Artenschutzgesetz zu finden, ist diese Kreatur doch ohnehin mehr eine Sache als ein Lebewesen. Dass es allerdings auf einem kleinen, selbstgebastelten elektrischen Stuhl sterben muß, das macht die Sache schon spannender. Und als drittes stirbt eine Eidechse. Bzw. ist bereits tot, als das Bild eröffnet. Der Kopf schnappt noch vegetativ nach Luft, lediglich der Körper fehlt. Wie sie zu Tode gekommen ist und warum, kann man nur vermuten. Dzwischen aber ist ein Junge getötet und zwei weitere gefoltert worden. Eine fraglose Realität in Kasachstan, wie Regisseur Emir Baigazin versicherte, keine eindeutige jedoch im Film. Am Schluß weiß man weder, ob der Mord stattgefunden hat, noch die Folter, ob die ganze Geschichte bloß ein Traum war und ein Beispiel für etwas ganz anderes, was Film ja immer ist. Oder sein sollte. Und wir wissen auch nicht, ob tatsächlich Tiere verletzt wurden, auf dem Weg dorthin. Vielleicht ist das der treffendste, weil unmittelbarste Einsatz von Tieren auf dieser Berlinale. Und das Horse, auf dem Nina durch die Wildnis schreitet.
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