die bärin ruft!

So, nach den ersten beiden Forums-Tagesspiegel-Texchten (zu “Die 727 Tage ohne Karamo” und “Terra de ninguém”), zwei eher öden Filmen (der Wong Kar Wai und “Matar extraños” im Forum), einer komplett ausgebuchten Veranstaltung, viel nettem Gequatsche und einigen Begegnungen der vierten Art am Potsdamer Platz eigentlich viel zu müde, um noch einmal in die Tasten zu greifen. Aber irgendwie muss der neue Durchlauf ja feierlich eröffnet werden, und wenn’s schon für Champagner nicht reicht, dann eben mit Worten…

Terra de ninguém sei hier hochgradig empfohlen, er ist sicher eines der Highlights des Forums: Im Film der jungen portugiesischen Filmemacherin Salomé Lamas wird ein ehemaliger Söldner vorgestellt: Paulo de Figueiredo war portugiesischer Elitesoldat in den afrikanischen Kolonien unter Salazar, als CIA-Söldner in El Salvador und Auftragskiller für die von der spanischen Regierung unterstützte anti-baskische Todesschwadron Grupos Antiterroristas de Liberación GAL. Das gibt den Entdeckungen über die Zusammenarbeit der Gonzáles-Regieung mit der GAL ein erschreckend anschauliches Gesicht, ist auch das erfreuliche Beispiel eines Films, der seine selbstreflexive Inszenierung nicht nur als Werbeschild (Schaut, wie schlau ich bin!) vor sich her trägt sondern als Erkundungs-Methode ernst nimmt.

Ansonsten: Nicht so viel im Vorfeld gesichtet dieses Jahr, das Geldverdienen wird immer zeitaufwendiger und schwieriger. Mir scheint, der Anteil an Dokumentarfilmen in Panorama und Forum ist gesunken und der an Familien- und Beziehungsgeschichten exponential gestiegen, aber das ist vielleicht nur Projektion eigener Vorurteile und müsste noch einmal durchgezählt werden.

Im Cinemax – ansonsten mit seinen hässlichen Sperrwänden leider unverändert – wurden   vermutlich zur Unterstützung des notorisch überfüllten Cafés im Obergeschoss zwei Bänke aufgestellt mit insgesamt sechs (!) Sitzplätzen, wo sich nun zwischen den Vorstellungen für eine ausgewählte Minorität sitzend im Programm blättern lässt. Eine bedeutsame Innovation.

Nächster Morgen, die Kräfte ließen dann doch nach:
Das epd-Blogger-Team wurde dieses Jahr um eine Person erweitert, die Autorin ist in Gender-Hinsicht aber immer noch einsam auf dem Posten, was eine gewisse Verantwortung zur feministischen Wachsamkeit mit sich bringt. Das könnte dies Jahr interessant werden, schließlich wurde dieser Durchgang von verschiedener Seite schon zur Berlinale der Frauen ausgerufen und bei der Jury-Pressekonferenz gab es Beifall für eine frauliche Übermacht in der Jury. Auch Wong Kar Wai applaudierte höflich mit, von den Jury-Debatten der nächsten Tage werden wir leider wenig mitbekommen. (Die Autorin erinnert sich gerade, wie sie vor etwa einem Jahr in einer reinen – und durchaus frauenbewegten – Frauen-Jury Preise nur an männliche Aspiranten vergeben hat, so kann es gehen..) Im ARD-Nachtmagazin gestern wollte man den Bären schon zur Bärin mutieren, was zumindestens für die Überreichung an Ehrenbären-Preisträger Claude Lanzmann eine amüsante Vorstellung wäre.

Tja, jetzt würde ich gerne noch ein superspannendes Foto einfügen, aber die blöde Bloggerin findet die entsprechenden Knöpfe nicht. Also nachtragen…

 

 

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