Der Grosse Berlinale Rückblick

Gestern die Preisverleihung der Berlinlae auf 3Sat gesehen. Wieder kenne ich keinen der Gewinnerfilme. Das ist nicht so ungewöhnlich. Ich gucke prinzipiell lieber Filme über irre Nazis hinterm Mond als über eine frustrierte Ärztin in der DDR. Doch „Barbara“ hätte ich natürlich sehen wollen. Und die Nazis auf der Schattenseite des Mondes waren eh viel zu brav. Aber, wie ja schon am Mittwoch berichtet, hat mich die internationale Berlinale Grippe genau in der Hälfte des Festivals niedergestreckt.

Viel sehen könnte ich bis zu dem Zeitpunkt nicht. Die Schuld schiebe ich übrigens dieser älteren, blond gefärbten Dame zu, die sich im Cinestar Event Kino so zielstrebig neben mich gesetzt hat, dann zu stöhnen begann und den Kopf in den Händen vergrub. Die hat mich bestimmt angesteckt. Ihr ist es zu verdanken, wenn ich in diesem Jahr wenig über Filme, dafür viel über die Wirkung der Nasenspülung bei Nasennebenhöhlenvereiterung schreiben könnte. Oder über den erhebenden Moment, in dem die Nasentropfen wirken und man plötzlich wieder Atmen kann. Dieses Gefühl ist besser als jeder Film.

Dennoch wurmt es mich natürlich, wenn mir am Freitag ein Freund ein Foto von Hong-Kong-Regie-Star Tsui Hark und den Darstellern von „Flying Swords of Dragon Gate“ im Berlinale Palast schickt. Tsui Hark, der Mann der uns einst so schöne Filme wie „Wir kommen und werden Euch fressen“ oder „Söldner kennen keine Gnade“ geschenkt hat, ist nur 3 Bahnstationen von meinem Bett entfernt auf der Berlinale. Und ich bin nicht dabei. Stattdessen habe ich mir auf DVD endlich mal den wahnwitzigen Shaw Brothers Film „Das Blut der roten Python“ von 1977 angesehen. Ganz grosses Kino mit einem feuerspeienden Kung Fu Magier mit ausfahrbahren Hühnerfüßen aus Metall.

Einer von den Taviani-Goldbären hat im Interview bei 3Sat darauf hingewiesen, dass es sich bei den Häftlingen des römischen Hochsicherheitstraktes in ihrem Gewinnerfilm „Cesare Deve Morire“ um menschliche Wesen handelt. Ein Satz, wie er genau so auch von Werner Herzog in „Death Row“, dem allerersten (die PV lief schon am Mittwoch den 8.2.) Film dieser Berlinale, zu hören war. Dann hab ich ja vielleicht doch nichts verpasst?

Jörg Buttgereit

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