Die Suche nach dem perfekten Fischhappen

Kulinarisches Kino: JIRO DREAMS OF SUSHI

Filmfolter für Sushi-Freunde

Der 85 Jahre alte Jiro Ono hat sein Leben der unermüdlichen und leidenschaftlichen Suche nach dem perfekten Sushi gewidmet. Von seinen Söhnen verlangt er die gleiche Disziplin und Hingabe für die japanische Köstlichkeit. Obwohl sein winziges Restaurant im Untergeschoss eines Bürohauses in Tokio über nur 9 Sitzplätze verfügt und sich die Toiletten außerhalb im Gang befinden wurde es mit 3 der begehrten Michelin Sterne ausgezeichnet.

Wer hier eine Reservierung ergattert bekommt ein je nach Jahreszeit und Tagesangebot wechselndes Sushi Menü vom Meister und seinen Söhnen serviert. Keine Extras oder Vorspeisen. Nur Sushi. Und immer nur ein Stück frisch zubereitetes Nigiri landet auf dem kleinen Tablet des Gastes und soll möglichst umgehend unter den strengen Blicken von Meister Jiro in den Mund geschoben werden. Es ist nicht leicht, die Geschmacksexplosionen auf den kontrollierten Gesichtern der japanischen Feinschmecker zu erkennen. Doch wenn der Octopuss vorab 40 Minuten lang massiert wurde, kann man davon ausgehen, das sein gummiartiges Fleisch nun schön zart auf der Zunge liegt. „Oichi – lecker“ brummen die zufriedenen Gäste. Doch Jiro-san blickt selbstkritisch. Zufriedenheit bedeutet Stillstand.

Zur im Dokumentarfilm etwas überstrapazierten Musik von Phillip Glass wird der Zuschauer Zeuge der mit Zärtlichkeit und ritualisierter Gründlichkeit ausgeführten Zubereitung der Fischhappen. Den ältesten Sohn von Jiro-san, Yoshikazu, begleitet die Kamera früh morgens zum Tokioter Tsukiji-Fischmarkt zum Einkaufen. Hier warten nur die erlesensten Meerestiere auf des Meisters Messer. Wenn man, wie ich, Sushi liebt, werden die hochauflösenden Großaufnahmen der frischen Sushi Stücke auf der Leinwand zur wahren Folter. Auch die Zulieferer von Jiro auf dem Fischmarkt sind sich einig: Für ein Sushi Menü von Jiro Ono lohnt sich eine Reise nach Tokio. Egal woher man kommt. Ich geh dann mal meinen Flug buchen…
Jörg Buttgereit

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Eine Antwort auf Die Suche nach dem perfekten Fischhappen

  1. kai sagt:

    Klingt toll (der Film, das Resto sowieso…). Ich frage mich nur, warum solche kleinen Perlen nicht in einer der regulären Sektionen laufen, sondern in einer Neben-Nebenreihe verbraten werden. Mit “Food Inc”, einem veritablen Wettbewerbsfilm, war das schon genauso.

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