Iwai Shunji`s ganz schön langsamer Vampirfilm im Panorama
Der junge Lehrer Simon Wade (Kevin Zegers) ist ein moderner Vampir, der sich nicht den Klischees des Genres verpflichtet fühlt. Sein Jagdtgebiet sind Internet Chatroons. Hier spürt Simon depressive und lebensmüde junge Mädchen auf, denen er einen sanften und schmerzfreien Freitod durch das Ablassen ihres Blutes verspricht. An dem so gewonnenen Blut delektiert sich Simon sodann. Die ausgetrunkenen Körperhüllen der Mädchen wandern in die Tiefkühltrue.
Erinnerungen an George A. Romeros unglücklichen Vampirjüngling MARTIN aus dem Jahr 1977 drängen sich auf. Doch VAMPIRE ist ganz anders. Die englischsprachige Produktion des Japaners Iwai Shunji ist, obwohl sie in Amerika spielt, viel japanischer, das heisst viel langsamer und auserzählter als es dem bluthungrigen Genreliebhaber lieb sein wird.
Als Zuschauer hat man in den oft statischen Einstellungen sehr viel Zeit sich auf die in trostlosen Industrielandschaften rumstehenden wortkargen Darsteller einzulassen. Das empfindet man am Anfang noch als Luxus, zum Ende hin aber auch ganz schön langweilig. Auf der Tonspur klimpert der Regisseur selbst verträumt auf dem Piano. Da kann man es ihm kaum übel nehmen wenn Shunji auch nach 2 Stunden einfach kein Ende finden will. Sein Film hat nun mindestens 3 Enden. Obwohl im Berlinale Pressetext das Gegenteil behauptet wird, ist VAMPIRE mit seiner verklährt lieblichen Atmosphäre gar nicht so weit entfernt von der TWILIGHT Filmserie. Kleine melancholische Gruftimädchen mit etwas Sitzfleisch sollte der Film mit seinen gut aussehenden jungen Darstellern durchaus entzücken. Mir hat er auch gefallen.
Jörg Buttgereit